28
Jan
2012

unglaublich ...

parsifal

es ist, als hätte der demiurg, die nornen oder der schöpfergott selbst Richard Wagner die feder geführt, als er dieses werk zu papier brachte.
unerbittlich - in voll durchkomponierter form - wird in einem mysterienspiel die menschliche existenz in all ihren fassetten, ihrem werden und ihrem vergehen, ihren sünden und tugenden, ihrem hoffen und verzweifeln, ihrer liebe und ihrem hass, mit musik so eindrücklich erzählt, dass man sich der tragik des geschehens, das immer wieder auf das sterben und vergehen weist, absolut nicht entziehen kann. man leidet mit den darstellern dieser sich in auflösung befindlichen welt, man leidet mit Amfortas, der, ähnlich Prometheus, auf den tod und damit auf die erlösung von seinen schmerzen wartet, die nur durch einen „reinen Tor“ erfolgen kann. der vollwaise Parsifal, der wie Kaspar Hauser, auf sich selbst gestellt abgeschieden von aller zivilisation aufgewachsen ist, wird als eben dieser „Tor“ die erlösung bringen für ein ausgedientes und abgewirtschaftetes system, das nur noch aus hohlen sinnentleerten formen besteht. der oberste gralsritter Gurnemanz übernimmt stellenweise, ähnlich dem evangelisten in Bachpassionen, die aufgabe des chronisten, und er ist oberster hüter der schon im verfall befindlichen gralsburg und ihrer rituale. für mich ist die eindrucksvollste figur Kundry, die, als eine untote, in dieser und in parallelwelten über jahrhunderte in vielen existenzen ihr dasein fristet, und die am ende zusammen mit Parsifal diese sterbende welt hinter sich lässt, um so eine neue welt zu erschaffen. wenn man aber bis dahin gut zugehört hat, weiß man, dass sich die ganze geschichte wiederholen wird.


Richard Wagner - Parsifal - Akt 3:Karfreitagszauber
Gurnemanz: Matti Salminen
Kundry: Waltraut Meier
Parsifal: Christopher Ventris
Dirigent: Kent Nagano
Baden-Baden 2004
in der exquisiten regie von Nikolaus Lehnhoff




ich habe den eindruck, dass wagner sich mit diesem werk die krone der unsterblichkeit selbst aufgesetzt hat ...
aber ich bin halt kein reiner, sondern nur ein tumber tor .

25
Jan
2012

" ... das ewig Weibliche zieht uns hinan … "

man möchte diese faustische erkenntnis für einen kolossalen irrtum halten, wenn man sich Wagners „ Lohengrin „ , und hier insbesondere die beiden weiblichen kontrahenten, etwas näher betrachtet.
es ist dies die hinterfotzige und verlogene Ortrud, die mit ihren intrigen zwei männer zu grunde richtet : 1. Graf Friedrich von Telramund, ihren gemahl, und 2. den sohn Parsifals, den gralsritter Lohengrin. der erste stirbt eines gewaltsamen todes, weil er den lügen und verleumdungen seiner angetrauten glauben schenkte, und der zweite musste wegen der - von Ortrud initiierten - notorischen neugier seines ehegesponses Elsa von Brabant, auf die liebe und das erhoffte eheglück verzichten; und er war verdammt wieder zurückzukehren in die gralsburg zu seinem vater, um hier seine zeit mit der beaufsichtigung eines alten bechers, heiliger Gral genannt, zu verbringen …
höchst unerfreulich das ganze … möchte man sich eigentlich gar nicht antun …

das aber wäre der dümmste fehler …
ich lege euch allerwärmstens ans herz :

lohengrin

- Klaus Florian Vogt, ein Lohengrin, der sowohl zarteste kantilenen als auch die heldischsten töne in unachahmlicher manier gestalten kann.
- Waltraud Meier, eine Ortrud, die, ausser dass sie wunderschön anzusehen ist, eben auch so wunderbar singt, wie es nur Waltraud Meier kann.
- Solveig Kringelborn, eine Elsa, die aber so gar nichts von einer „Wagner – Heroine“ hat, und die mit schauspielerischem talent und glockenklarer stimme zu begeistern weiß.
- Hans - Peter König, ein Heinrich der Vogler, der stimmgewaltig und ausdrucksstark seinen part gestaltet.
- Tom Fox, ein Telramund, der eine gottbegnadete stimme besitzt, die einem schauer über den rücken jagt.
- Roman Trekel, ein Heerrufer dessen stimmliche qualitäten ich schon des öfteren life in unserer Staatsoper bewundern durfte, und der das gesamte ensemble wohltuend abrundet.
eine wunderbare inszenierung von
Nikolaus Lehnhoff, in der kein phallus und keine nackte frau benötigt wird, um das geschehen zu begreifen.
ein bühnenbild und ein licht, das überhaupt keine wünsche offen lässt.
wenn ich noch anfüge, dass Kent Nagano die musikalische leitung hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendwer auch nur ein einziges haar in der suppe findet.

eine notwendige anfügung ...
- Klaus Florian Vogt, nicht ganz unumstritten, als ein gegenentwurf zu den gewohnten "Wagnertenören" die mehr pressen und nuscheln, als ihre stimme fließen zu lassen. hier kann man, wenn man will, neben dem Lohengrin auch den Tamino hören ...

Lohengrins Gralserzählung

24
Jan
2012

der dreihundertste geburtstag ist zu feiern ...

der geburtstag eines schöngeistes wie er im buche steht.
ein hochbegabter dilettant ...
- literat und dichter
- architekt
- philosoph
- musiker und komponist

berühmt aber wurde er als erfolgreicher feldherr, … und als der wohl beliebteste monarch der Deutschen … vielleicht besser, der beliebteste monarch aller Preußen ...

hhzFriedrichDerGrosse

Friedrich II. , alias Friedrich der Große, alias der Alte Fritz

er verordnete seinen preußen - und schon damit hat er sich, denke ich, unsterblich gemacht - per edikt die kartoffel …
er holte wegen ihrer religion verfolgte hugenotten nach Preußen,
und er siedelte sie im Oderbruch an, das er durch die umleitung der Oder als bauernland gewann.
zu seinen ersten maßnahmen als könig gehörte die abschaffung der leibeigenschaft.
sein leitspruch war : „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“
er spielte sehr virtuos die querflöte, und komponierte gekonnt und das nicht nur für sein instrument.
daneben aber führte er auch viele kriege. u. a. die“ Schlesischen Kriege“ und den „Siebenjährigen Krieg“.

ein vielseitiger und bemerkenswerter landesvater.

politische führer seines formats findet man – gott sei´s geklagt – heute nicht mehr.


lassen wir ihn selbst " zu tone " kommen ...

Sinfonie D Dur, 1. Satz, allegro assai

19
Jan
2012

nanu ...

o seele jauchze voller lust
weil endlos fällt der regen
was anderen ein riesenfrust
das ist für mich ein segen

drum lieber regen falle weiter
aus grauen wolken ohne ende
du tröstest mich und machst mich heiter
und niemals geb´es eine wende

17
Jan
2012

17. jänner 1685 ... Wien ...

Johannes Theodat, der armenische handelsmann (* um 1640 in Istanbul; † 1725 in Wien), erhält als erster ein kaiserliches privileg für den öffentlichen ausschank von kaffee.
in der heutigen Rotenturmstraße 14 eröffnet er das erste "Wiener Kaffeehaus".
nach dem raub des feuers durch Prometheus und nach der erfindung des rades ist auch dieser vorgang als menschheitsbildend einzustufen ... und ich will nicht versäumen - voller devotion - dem freund des menschengeschlechts meine huldigung darzubringen.
Johannes Theodat lebe hoch - vivat "Hanne" !!!

12
Jan
2012

... dem geht der mund über ...

ich bin dabei, so gut es geht, die opern kennenzulernen, die ich noch nicht gut oder gar nicht kenne. eine wundervolle "aufgabe" ...

gestern abend wollte ich nur prüfen, ob die über amazon gelieferte blu-ray technisch einwandfrei ist. ich spielte sie an, und … ich blieb dran, bis zum schlussapplaus.

norma

die musik packt dich, und sie lässt dich nicht mehr los, und zum schluss der oper sitzt du da ... beglückt aber auch traurig dass es schon zu ende ist.
außer der arie der Norma :"casta diva" kannte ich nichts, aber es war mir, als hätte ich alle musik schon oft gehört ... sie schmeichelt sich ins ohr und in die seele ... ein belcanto der, ohne dass man seinen grips anstrengen muss, geradewegs die emotionen anspricht ... und derer hat es ausreichend in der geschichte der gallischen Druidin zur zeit der römischen besatzung.
wer die "Norma" des herren Bellini noch nicht kennt und lust hat, sich einmal so richtig fallen zulassen, dem sei dieses kleinod dringend ans herz gelegt ...
als kostprobe ... "casta diva", keusche Göttin ...
es singt die armenische sopranistin Hasmik Papian aus der besprochenen blu-ray.

8
Jan
2012

gestern abend in josefs privatem operntheater ...

tristan

fast fünf stunden haben sie zu singen … und immer volles rohr. man darf sich also nicht wundern, dass beide recht stattliche figuren sind. normalgewichtige würden diesen kraftaufwand nicht leisten können. Tristan und die schöne irische königstochter Isolde, die er für seinen herrn, den König Marke, freien soll. beide trinken versehentlich einen liebestrank, der eigentlich für alle fälle dem König Marke zugedacht war. die wirkung ist durchschlagend. gefühlte zwei stunden besingen sich die beiden korpulenten darsteller in wagnerisch schwülstigen stab - und sonstigen reimen. dem gehörnten könig kann das natürlich nicht verborgen bleiben. fürchterliche szenen spielen sich ab, in denen als schlusshurra Tristan schwerstens verletzt wird. durch seinen freund Kurwenal wird er in sicherheit gebracht, und vollbringt als lebensgefährlich verletzter gesangliche schwerstarbeit, gepaart mit gewagtesten gymnastischen einlagen, als er erfährt, dass die holde isolde ihm folgen würde. sie erscheint dann auch, aber tristan hatte sich zuvor so verausgabt, dass er in ihren armen stirbt.

und nun kommt das, wofür es sich gelohnt hat fünf stunden lang geballten Wagner ertragen zu haben … Isoldes Liebestod. wie ich meine, das ende aber gleichzeitig der höhepunkt der Romantik überhaupt …
diese musik ist mit worten nicht zu beschreiben.

aber ... nicht nur deswegen lohnt es sich, dieses mammutwerk zu hören. die deutsche untertitelung hilft auch dem wagnerischen laien, das werk zu verstehen und zu genießen.

6
Jan
2012

belcanto und alte niederländische gemälde ...

eine engelsgleiche Anna Netrebko singt noch engelsgleicher die himmlischen melodien von Vincenzo Bellini ... mit einer sängerschar, die ihr ebenbürtig zur seite steht … in bühnenbildern, die von menschen bevölkert werden, die so aussehen, als wären sie geradewegs einem gemälde rembrandts entstiegen, und die auch in gleicher art und weise dramatisch beleuchtet sind. man hat mit jedem neuen aufzug ein neues, opulentes gemälde der alten niederländischen malschule in dem traumhaft gesungen und musiziert wird ... es ist ein unvergleichlicher genuss …

aus der Metropolitan Opera New York

September 2007


Vincenzo Bellini

I Puritani ( Die Puritaner )

vielleicht eine kostprobe ?



als Blu - Ray und DVD im handel zu haben

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hier noch ein tagesaktueller beitrag (als wiederholung) ...

http://bubi40.twoday.net/stories/aus-aktuellem-anlass/
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pjerunje ...

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