19
Aug
2012

Beethoven – Marathon

sie glauben nicht, dass man in der lage ist, alle neun Beethoven – sinfonien hintereinander anzuhören?
und das mit allerhöchstem genuss ?
man kann !!! wenn man sich einige voraussetzungen schafft …

ich zum beispiel habe 87,23 euro investiert, und habe mir das zur zeit wohl beste orchester der welt kommen lassen, die "Wiener Philharmoniker“. als dirigenten habe ich Christian Thielemann engagiert; und, um dem ereignis einen würdigen rahmen zu geben, habe ich den „Wiener Musikvereinssaal“ gemietet.
ein High Definition übertragungswagen mit voller besatzung und drei wohlbekannte regisseure vervollständigten das ensemble.
natürlich hatte ich den besten platz im parkett.

1b-th

noch nie in meinem leben war ich so dicht bei der musik. Beethoven bekam eine neue dimension. die partituren waren durchsichtig … aber nicht nur, weil herr Thielemann mit seinem orchester wie ein magier zugange war, er kreierte für mich teilweise völlig neue phrasierungen und ungewöhnliche tempi. es war auch die geniale tonaufzeichnung in fünfkanal „Dolby Surround“, welche die kunst der musikanten in bis dato völlig unbekannter vollkommenheit vermitteln konnte. dazu dann noch die gestochen scharfen bilder. es war überwältigend ... und ... ich kann es wiederholen sooft wie ich will ... für ganze 87,23 euro ...

der marathon dauerte einige stunden und verlief in drei abteilungen :
- sinfonien eins bis drei
- sinfonien vier bis sechs
- sinfonien sieben bis neun
in den beiden pausen gab es lachshäppchen und jeweils ein pikkolo …
hat noch irgendwer eine frage ???
steppenhund - 19. Aug, 11:46

Kann ich mir recht gut vorstellen

Ich würde sie ja nicht von 1 bis 9 hören, sondern:
2,4,6
1,8,5
3,7,9
Meine eigene Dramaturgie, wo jede Gruppe mit einer "leichten" anfängt und dann innerhalb der Gruppe gesteigert wird:)
-
Aber was ist das schon gegen den 24-Stunden Ring, der vom Nachmittag des Samstags bis führ früh des Sonntagmorgens Walküre, Siegfried und Götterdämmerung verpackt hat?(Übrigens auch mit köstlicher Verpflegung in den Pausen...)
-
Ich bin übrigens durchaus ein Freund solcher Marathons. Mit geeigneten Mitteln, wie sie mit technischer Ausrüstung und Tielemann beschrieben sind, lässt sich in eine andere Welt eintauchen.
Wobei mir einfällt, dass eine Tristan-Radioübertragung aus Bayreuth anno 1968 (mit 3 Flaschen Bier und einer Schachtel Gitanes) Drogen für ewige Zeiten als uninteressant erscheinen ließ. Als ich danach aus dem Fenster in die Barawitzkagasse hinaussah, war ich total verwirrt, weil da kein Meer war. Ich war total eingetaucht.
(Muss allerdings bemerken, dass ich damals den Tristan schon sehr gut kannte, weil ihn mein Vater studiert hatte, und ich die Musik komplett im Ohr hatte. Dazu noch den Klavierauszug mitlesen und alle Regieanweisungen kennen, reicht vollkommen, um die Welt zu vergessen.)
-
Und es kam vor, dass ich durchaus 5-6 Stunden hintereinander Klavier spielte. Einmal sogar öffentlich bei einer Firmenfeier. Programm: die Ariette aus den Goldberg-Variationen, drei Beethoven-Sonaten, zwei späte Schubert-Sonaten, Walzer aus dem Rosenkavalier und Keith-Jarett, Köln-Konzert, erstes Take.
Heute, zehn Jahre später, geht das nicht mehr. Die zwei Stunden letztes Jahr waren gerade noch mit meiner Kondition zu schaffen. Heute spiele ich maximal 1,5 Stunden, danach bin ich fix und fertig:))

Bubi40 - 19. Aug, 13:09

ja, ja, auch wenn man es nicht so gern sieht, der zahn der zeit nagt; (selbst an uns ...) man kann es ja in den anfängen noch gut retuschieren, aber irgendwann muss man dazu stehen ... aber solange man noch stehen kann ist nichts verloren ;-)
übrigens, ich halte die Go(u)ldberg-Variationen für einen geniestreich, und sie gehören zu meinem brevier. ich nenne etwa15 aufnahmen mein eigen, angeführt von den Gouldschen einspielungen 1955 und 1981.
um noch einmal auf den Beethoven zu kommen. es ist grandios, was die tonaufzeichnung heute zu leisten vermag. du sitzt tatsächlich im saal, und kannst alle töne in der breite und der tiefe zuordnen und differenzieren ... es jagt dir schauer der lust über den rücken ... ganz besonders stark ging es mir so beim Allegretto scherzando der 8. sinfonie.
herr steppenhund, wir leben in einer guten zeit !!!
steppenhund - 19. Aug, 14:21

Ich stimme zu

Wir leben in einer guten Zeit. Aber es scheint sehr viel zu benötigen, um das erkennen zu können. Vielleicht ist doch die Erinnerung an das Gewesene notwendig, um zu erkennen, wie gut es uns geht. Das Beispiel mit der Tonkonserve erinnert mich an ein Zitat von Hesse, der einmal geschrieben hat, dass Mozart auch durch die technischen Defekte einer Radioübertragung nicht entstellt werden kann.
Ich muss mir ja nicht überall dabei sein, wenn die Aufnahmen so gut sind. Auf youtube kann ich mir so viele unterschiedliche Interpreten anhören und sogar das Programm meinem individuellen Geschmack "des Tages" anpassen. Das ist unglaublich.
Mittlerweile brauche ich keine besondere Wurst oder besonderen Käse, seit sich ein Bäcker mit französischem Know-How in unserer unmittelbaren Nähe angesiedelt hat. Sonntags früh total frisches Baguette. (Heute nicht, weil er gerade zehn Tage auf Urlaub ist.) Butter, Salz und Schnittlauch oder Radieschen aus dem Garten reicht vollkommen.
In Wien habe ich ja vor 5 Jahren auf das Auto verzichtet.
-
Der einzig betrübliche Gedanke ist der, dass meine Kinder vielleicht einmal mit schlechteren Zeiten zu tun haben werden. Ansonsten bin ich wirklich "happy":)
Teresa HzW - 19. Aug, 21:29

Krönung

Lieber Josef,

dann bildet nachfolgende Einspielung den krönenden Abschluss Ihres Sinfonieschen Hochsommertages :-)

Es ist Beethoven`s Unvollendete 10. Sinfonie. Der englische Musikwissenschaftler Barry Cooper hat dessen Aufzeichnungen, Skizzen und Notizen, zu einem ersten Satz vervollständigt. Das London Symphony Orchestra unter der Leitung von Wyn Morris hat das Fragment eingespielt, wunderschön anzuhören, mit einem Glas Schillerwein in der Hand, auf der Terrasse stehend, den glutroten Sonnenuntergang sehend...
Ihnen damit einen vollendenden musikalischen Sommergruß hinauf sendend,
herzlichst
Ihre Teresa :-)


Bubi40 - 20. Aug, 09:51

vielen dank, liebe Teresa, für ihre "abrundende zutat". ich wusste gar nicht, dass es eine einspielung dieses werkes gibt. aber, man lernt eben nie aus ...
lernen möchte ich auch, was ein "Schllerwein" ist. sicher können sie mir helfen ... ;-)))
Teresa HzW - 21. Aug, 12:58

Ihr Wunsch sei mir...

Ihnen zuliebe zückte ich heute Morgen
mein[en] Blo[ck], lieber Josef ;-)

Ich hoffe, ich konnte Ihren Wissensdurst
d a m i t
löschen
:-)
Bubi40 - 21. Aug, 13:43

AUSGIEBIGST !!!
es folgt ein dankbarer und tiefer knicks ...
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